
Problem Retourenmanagement: Startup aus dem Passauer Land schafft Abhilfe
von Sandra Matthes
In dieser Halle in Neukirchen vorm Wald werden bald Retouren bearbeitet. Romana Eindl (29) und Florin Krause (35) haben ein Start-up gegründet, das sich für Onlinehändler um deren Retourenmanagement kümmert, die O-Spread-Logistics GmbH. An der Decke ist noch die Absauganlage der Schreinerei, die vorher in der Halle arbeitete – ab November geht es aber los. Die Maschinen sind bestellt, die Verhandlungen mit den Kunden laufen.
Viele Kleidungsstücke, die die Deutschen im Internet bestellen, schicken sie wieder zurück. Für die Unternehmen stellt das einen großen logistischen Aufwand dar. Zwei junge Unternehmer aus dem Landkreis Passau wollen sich dieser Herausforderung annehmen.
Romana Eindl, 29 Jahre alt, aus Büchlberg und Florin Krause, 35 Jahre alt, aus Eging haben ein Start-up gegründet, das das Retourenmanagement für Onlinehändler übernimmt, die O-Spread-Logistics GmbH. "Wir sind die einzigen in ganz Deutschland, die nur Retouren bearbeiten", sagt Romana Eindl.
700 Quadratmeter große Halle gemietet
Das Problem beim Retourenmanagement, erklären die beiden, ist folgendes: Viele Retourenartikel kommen immer dann zurück, wenn gerade eine Aktion läuft, ein Sale – vor Weihnachten zum Beispiel. Während der Verkauf auf Hochtouren läuft und die Mitarbeiter für den Versand der Artikel benötigt werden, kommt die erste Ware also bereits wieder zurück. Für die Ware wird Platz benötigt, werden Mitarbeiter gebraucht, um sie zu bearbeiten, für den Wiederverkauf herzurichten oder kaputte Ware zu entsorgen. Bleibt Ware einfach liegen, wird nicht nur Lagerplatz besetzt – sie ist im Zweifelsfall auch nicht mehr verkaufbar, weil einige Wochen später die Saison bereits vorbei ist. Im Frühjahr kauft keiner mehr einen Winterpullover. Diese Arbeitsschritte des Retourenmanagements wollen sie Onlinehändlern abnehmen.
Zehn Jahre lang hat Florin Krause selbstständig im Transportgewerbe gearbeitet, baute dann für eine Firma als Lagerleiter eine Lagerhalle mit Warenwirtschaft auf. "Logistik fasziniert mich", sagt er. Romana Eindl arbeitete in der Unternehmensberatung. "Da habe ich meine Leidenschaft für Logistik entdeckt", sagt auch sie. Irgendwann fiel beiden auf: Retourenmanagement ist ein Stiefkind in der Branche. "Keiner hat Zeit und Personal sich um die Retouren zu kümmern", sagt Romana Eindl. Florin Krause fügt hinzu: "Jeder sträubt sich dagegen – wir machen es einfach."
Also haben die beiden sich entschlossen ein Start-up zu gründen. Sie haben eine 700 Quadratmeter große Halle am Ortsrand von Neukirchen vorm Wald gemietet, in der vorher eine Schreinerei war. Wo jetzt noch die Absauganlage der Schreinerei von der Decke hängt, soll bald eine luftdruckbetriebene Förderanlage mit mehreren Ebenen stehen, auf der pro Tag 6000 bis 10.000 Artikel bearbeitet werden. "Ich liebe diese Maschine", freut sich Florin Krause.
"Ein Stiefkind in der Branche"
Bestellt ist auch eine Faltmaschine, die Kleidung faltet und foliert, ebenso wie eine Kartonagenaufbereitungsstation. "Wir wollen alte Kartonagen wiederverwenden. Dazu haben wir einen Partner gefunden, der ein Mehrwegsystem für Einwegkartons entwickelt hat, die sonst im Altpapier gelandet wären", erklärt Romana Eindl. Kartons, die nicht mehr weiterverwendbar sind, werden in einer Verpackungsmaschine zu Papierstreifen verarbeitet, die als Polster in den Paketen wiederverwendet werden können. "Wir wollen so wenig wie möglich verschwenden", erklärt Romana Eindl. "Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig – und das nicht nur, weil es ein Modebegriff ist, sondern weil es einfach unsinnig ist, Sachen zu verschwenden."
Die O-Spread-Logistics GmbH will sich vor allem um die Retouren von Kleidung und Schuhen, Haushaltstextilien und Dekorationsartikeln kümmern. "Wir sind bereits in Verhandlungen mit Onlinehändlern, die das Retourenmanagement über uns abwickeln wollen", erklärt Romana Eindl, die als Geschäftsführerin für die GmbH eingetragen ist. Florin Krause ist ihr
Projektmanager.
Geschulte Mitarbeiter zur Sichtung nötig
Der Kunde, der seinen Pullover zurückschicken will, erhält vom Onlinehändler ein Rücksendeetikett mit der Adresse der Lagerhalle in Neukirchen vorm Wald. Dort stehen Mitarbeiter am Fließband und werden die Ware, die ankommt, in die Kategorien A bis D einteilen – in sehr gute Ware, die wieder verkauft werden kann, bis hin zu Ware, die als Müll entsorgt werden muss. Um die Ware zu sichten und in die Kategorien einzuteilen, braucht es geschulte Mitarbeiter – bis zu zwölf Teilzeitkräfte wollen die beiden einstellen. Die wiederverkaufbare Ware kommt in einen Container, den nachts ein Spediteur abholt, um ihn wieder zum jeweiligen Onlinehändler zu bringen. "Innerhalb von 48 Stunden ist die Ware wieder im Lager von Kunden deutschlandweit", verspricht Romana Eindl. "Schließlich muss es schnell gehen für den Wiederverkauf", sagt Florin Krause.
Haben die beiden Angst, dass das Retourengeschäft zurückgehen könnte, wenn die Händler in Zukunft Geld fürs Zurückschicken verlangen? "Nein", sagt Romana Eindl. Sie erklärt: "Ohne Versand kostet eine Retoure den Händler im Moment im Schnitt 15 Euro. Wenn er das nicht vom Kunden beim Retournieren verlangt, schlägt er das einfach auf alle anderen Preise drauf. Die Kunden zahlen die Retouren jetzt schon beim Kauf, ohne dass sie es merken."
Nur eins fehlt noch zum Glück der beiden Unternehmer: die schnelle Internetverbindung. "Ab 31. Oktober läuft hoffentlich das Internet, dann kann es losgehen bei uns", freut sich Florin Krause. Die beiden sind schon ein wenig aufgeregt über ihr "Baby", wie sie es nennen, vor allem aber überwiegt die Freude. "Wir sind startklar", sagen sie.